1918 Ludwig Glowsky 1.1.3.4

Ludwig wird am 30.10.1918 in der Selmer Heide geboren. Von Beruf Schneider, so wie viele andere in der Glowsky-Verwandtschaft auch. Bevor er in den Krieg zieht, heiratet er Martha, geborene Gruhl und wohnt in der Blücherstr. 57 in Lünen, was ich seinem Soldbuch entnehmen kann. Zudem habe ich von meinem kinderlos gebliebenen Onkel Ludwig ein Infanterie-Sturmabzeichen, seine Nahkampfspange und eine Ostmedaille der Winterschlacht 1941/42, geerbt, die damals im Volksmund auch als „Gefrierfleischorden“ bezeichnet wurde. Ich möchte mit Nachdruck betonen, dass ich kein Militariersammler, sondern, ein im Jahre 1970, durch einen staatlichen Prüfungsausschuß in Dortmund, anerkannter Kriegsdienstverweigerer bin.

Als Ludwig endlich am 04.05.1948 aus der französischen Kriegsgefangenschaft entlassen wird, kehrt er zuerst in sein Elternhause zurück, weil er bereits darüber in Kenntnis gesetzt war, dass seine Ehefrau Martha schon einen anderen Mann hatte. In „seiner Nachkriegszeit“ zieht Ludwig viel umher, Lünen-Brambauer, Lünen-Süd, Herbern, Selm, Dortmund-Brüninghausen, dann 1952 zurück ins Elternhaus. Im Januar 1956 zieht er in die Langestr. 52 in Selm und 11 Monate später in die Stahlwerkstr. 12 nach Dortmund. Eine zeitlang hat Ludwig in Lünen-Lippholthausen auf dem VAW-Aluminium Lippewerk gearbeitet, wo auch mein Vater beschäftigt war. Etwa 1958 muss es gewesen sein, da hat er in der Essniesche unserer 4-Zimmerwohnung im Lüner Geistviertel gewohnt. Bei ihm habe ich überhaupt zum ersten Mal Annanas gesehen und gegessen, das war aber nur Dosenware. Ludwig hat mir zu meinem Erstaunen erzählt, dass Kriege nicht plötzlich „ausbrechen“, sondern sorgfälltig geplant und vorbereitet werden. Damals konnte ich das nicht wirklich glauben, weil das ganze Elend noch überall zu sehen war: zu Ruinen zerbombte Häuser in den Städten und Männer, soweit sie den Krieg überlebt hatten, liefen an Krücken, fuhren mit Versehrten-Fahrrädern durch die Straßen, oder mühten sich als beinlose Menschen, mit einem handbetriebenen 3-rädrigen Holzkarren ab, um halbwegs mobil zu sein.

Mein Onkel Ludwig, so glaubte ich als Kind, ahnte schon die Zukunft voraus. Er sprach von rollenden Bürgersteigen in großen Städten und war sogar der Meinung, dass Kleidungsstücke, wie zum Beispiel Hemden, in Zukunft so billig werden könnten, dass man sie gleich nach dem ersten Gebrauch wegschmeißen wird. KiK-Läden & Primark lassen grüßen! Vergleichbares, wie rollende Bürgersteige, habe ich im Flughafen-Gebäude von Palma de Mallorca gesehen.

Ludwig hat dann noch einmal in Dortmund „Tante Hedwig“ geheiratet und nach der Scheidung mit „Tante Anneliese“ in einer Partnerschaft gelebt. Er starb noch vor Erreichung der Rente an einem Hirntumor. Ich habe Ludwig sehr gemocht, er war mir wie ein Vater. Wir waren gemeinsam zu einer SPD Veranstaltung im Dortmunder Westfalen-Park, als Willy Brand sich anschickte Bunderkanzler zu werden. Zur „Nenntante“ Anneliese Wanders, hatten meine Frau und ich weiterhin einen guten Kontakt, bis auch sie unerwartet vor Erreichung ihres Rentenalters in ihrer Wohnung in Dortmund-Körne verstarb.