Expertise zum Familiennamen Glowsky

Beginnen möchte ich mit meinen Kindheitserlebnissen bezüglich unseres Namens, die letztendlich der Auslöser für die Erforschung waren!

Bereits im Vorschulalter bekam ich mit, dass es manchen Menschen einfach zu schwer viel, unseren Familiennamen richtig zu schreiben. Sobald ich mit meiner Mutter irgendwo war, wo sie ihren Namen hat nennen müssen, lief  die Namensnennung meist nach dem selben Schema ab:

Glowsky Liese-Lotte! Sodann schrieb die Kontaktperson und sprach dabei leise vor sich hin: „Lieselotte Sofski?“ Nein: Liese-Lotte mit Bindestrich. Gut, also, zwei Vornamen mit Bindestrich. Würden sie bitte den Nachnamen einmal buchstabieren? Dann legte unsere Mutter wie immer los und haute die Buchstaben so schnell es ging hintereinander raus: GE EL O WE ES KA YPSILON! Und dann auf Bitten der anderen Person: Bitte alles noch einmal, aber ganz langsam. So kam es, dass ich schon als Vorschulkind unseren FN (Familiennamen) buchstabieren konnte, ohne überhaupt einen einzigen Buchstaben zu kennen.

Vermutlich wollte man in diesem münsterländischen Dorf Selm eine „Zugezogene“ ihres Namens wegen diskriminieren, weil Namen mit einer ski-Endung erst ab 1905 mit Gründung der Kohlenzeche massiv in dieser bäuerlichen Gegend in Erscheinung traten, als Folge der Anwerbung von Arbeitskräften aus den fernen Ostgebieten des Deutschen Reiches. Dabei kam unser Namensgeber und erster Glowsky Namensträger, mit seiner Frau Louise Durst und der erst 4 Monaten alten, vorehelich geborenen Tochter Gertrudis Henriette, bereits im Mai 1841 aus der Provinzialhauptstadt Münster, in dieses ca. nur 1400 Seelen zählende kath. Dorf Selm.

Meiner Mutters Name:

Mit dem Familiennamen Buchholz, den unsere Mutter als 3-jährige von ihrem Stiefvater bekam, kannte sie all diese Probleme garantiert nicht, aber auch mit ihrem Geburtsnamen Kunze, wäre ihr diese ständige Buchstabiererei erspart geblieben.

Schon kurz nachdem ich das Lesen in Ansätzen erlernt hatte, entdeckte ich auf einem Messing-Haustürschild bei unseren Großeltern in der Selmer Heide, zu meinem großen Erstaunen unseren FN, denn bis dahin hießen unsere Großeltern für meine Schwester und mich nur, Opa & Oma „Selm“, ganz im Gegensatz zu Oma & (Stief-) Opa Buchholz in Wernigerode, in der damaligen „Ostzone“, wo wir doch so selten hin kamen. Durch Nachfragen bei meinen Eltern erfuhr ich so erstmals etwas über Abstammung und das Großeltern selbst auch Großeltern hatten usw. Diese Erfahrung löste bei mir schon sehr früh eine Wissbegierde aus, die vermutlich als Start in die spätere Ahnenforschung gesehen werden kann.

Ein einschneidendes Erlebnis,

an das ich mich noch sehr gut erinnere passierte so Anfang der 1960er Jahre, als sich unsere Mutter mal wiederholt erregte über unseren so oft auf Briefen falsch geschriebenen Familiennamen wie z.B. Glowski, Glofski oder auch Glosky die uns aber trotzdem alle problemlos erreichten.

Mein Vater hatte dafür immer schnell eine Erklärung parat und tischte dann gerne seine alte Geschichte von der Herkunft unserer namensgebenden Ahnenlinie aus Elsaß-Lothringen auf und, dass der Ursprungsname Glowsqui sei. Das Ganze machte er noch ein wenig spannender, indem er davon sprach, dass diese Ahnen Hugenotten waren, worüber bis dato noch niemand einen echten Nachweis erbringen konnte, auch nicht über eine nur ansatzweise nachweisbare französische Abstammung!

Plötzlich wurde meine Mutter laut und rief entnervt in die Runde: „Pahhh, so ein typischer Polackenname soll aus Frankreich stammen und dann im besten Fall noch dem Hochadel entkrochen sein.“

Das ging mir dann aber doch zu weit und ich empfand diese Entgleisung von Liese-Lotte höchst ungerecht gegenüber unserem Vater, weil unsere Mutter nicht mal sagen konnte, wer 1919 ihre damals 16-jährige Mutter geschwängert hat. Sodann fragte ich unseren Vater Antonius, ob er seine Behauptung belegen könne.

Ariernachweis aus der Nazizeit als Beweisstück?

Daraufhin holte mein Vater seinen Ahnenbrief aus dem Schlafzimmerschrank und zeigte auf den Namen seines Opas, der da (amtlich nicht korrekt) mit Glowsqui niedergeschrieben stand.

Dieses weitere Aha-Erlebnis in puncto FN ließ bei mir den Gedanken aufkommen, dass man da doch mal nachforschen müsste. Aber wie macht man so etwas? Kann ich das überhaupt?

Als Jugendlicher wollte ich gewiss anderen Interessen nachgehen und überhaupt fehlte es mir an Allem, was ein Ahnenforscher so braucht um erfolgreich zu sein. Mir fehlte auch noch der nötige Antrieb, denn die gewohnte Diskriminierung von slawischen Namen hatte sich hier im Westen fast verflüchtigt, oder die Menschen in Westfalen gaben sich vermehrt die gebotene Mühe um fortan einen scheinbaren Fremdnamen korrekt zu schreiben.

Es sollten noch zwei Jahres-Dekaden vergehen,

bis ich 1982 selbst schon Vater eines 3-jährigen Sohnes war, der zwangsläufig diesen Familiennamen trug und wir davon ausgehen konnten, dass er irgendwann einmal, diesen Namen weiter geben würde!

Als ich nach der Rückkehr von unserer 3-monatigen Wohnmobiltour durch die Türkei erst mal arbeitslos war, fand ich die nötige Lust und auch die Zeit um endlich doch mit der Ahnenforschung zu beginnen. Vorrangiges Ziel sollte sein, unseren Familiennamen in seinem Ursprung zu erhellen.

Slawische Herkunft?

Zweifelsfrei könnte man annehmen, dass der FN Glowsky/Glowski in dieser Schreibweise einen slawischen Ursprung hat und aus Polen oder sogar aus Russland stammen könnte. Die in Polen vielfach vorkommenden Anhängsel ski / sky werden meist an Ortsfamiliennamen angehängt, die aber ebenso dem westslawischen Sprachraum zugeordnet werden könnten, der vor der Christianisierung bis an die Elbe reichte. In Deutschland gibt es sehr viele Menschen mit dem Familiennamen Grabowski. Das führe ich auf die neun Ortschaften mit dem Namen Grabow zurück!

Auf der Ostseeinsel Rügen z.B. gibt es ein ehemaliges slawisches Fischerdorf (heute Touristendorf) mit dem Namen „Glowe“. Wenn ich nun ahnungslos, oder zu faul zum Forschen gewesen wäre, so hätte ich spekulieren und sagen können: Glowsky ist ein Ortsfamiliennamen und meint: die aus Glowe stammende Familie. Damit wäre die Familiengeschichte schnell beendet, aber auch eindeutig falsch gewesen!

Anfangs 1982 ging alles noch ganz schnell. Jedoch nach zwei erfolgreichen Archivbesuchen erreicht ich schon den berühmten Toten Punkt (aber nur in der namensgebenden Linie) und das für ganze 12 Jahre!

Aufgrund der guten Daten im Ahnenbrief meines Vaters, fand ich im Bistumsarchiv in Münster sehr schnell und ohne Probleme den Hochzeitseintrag meiner Ururgroßeltern Glowsky/Durst. Die Eltern der Braut hatten ihre Zustimmung zur Hochzeit im Mai 1841 gegeben. Die Eltern des 16 Jahre älteren Bräutigams waren beide schon tot. Der Vater: Soldat in Hamm! In der St. Agnes Gemeinde in Hamm fand ich die Todesurkunden meiner Urururgroßeltern Friedrich Glosquen, verst. 1812 und der Anna Maria Zweichenbaum, verst. 1809, mit dem Ehenamen Klosken^Glowský. Diese Kirchenbucheinträge musste ich per Hand abschreiben, weil die Gemeinde 1982 noch keinen Kopierer besaß. Ebenso musste ich den kuriosen Taufeintrag des 1804 in Hamm geb. Sohnes Eberhard Joseph Henrich mit den 2 Familiennamen Glosque^Glowský abschreiben. Dieser Täufling wurde 37 Jahre später Polizeidiener zu Selm. Über die Herkunft seiner Eltern stand dort leider nichts. Weil der Vater Mousquetier in der Garnisonsstadt Hamm, in der Grafschaft Mark, war, fragte ich 1982 beim Geheimen Preußischen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem nach der Herkunft dieses preußischen Soldaten nach, der doch einen so französisch klingenden Namen hatte. Die niederschmetternde Auskunft damals lautete: „Durch Kriegseinwirkung wurden die betreffenden Archivunterlagen zerstört“. Vermutlich war der Angestellte damals zum Suchen nicht genug motiviert gewesen, wie ich es schon seit Langem weiß. Über 10 Jahre später bekam ich nach einer erneuten Anfrage von einem sehr erfahrenen Archivar aus Berlin-Dahlem detaillierte Auskunft über den Soldaten Friederich Glosque, einschließlich seiner Körpergröße nach preußischen Maßen: 5 Fuß 4 Zoll 3 Strich.

Die wenigen turbulenten Jahre in Hamm, könnten das Ehepaar Glosque/Zweigenbaum dazu veranlasst haben, vorsichtshalber ihrem 1804 in Hamm geb. Sohn einen zweiten Familiennamen zu geben. An dieser Stelle sei mir einmal folgende Spekulation erlaubt: Da unser namensgebende Ahne Friederich Glosque geboren in Homburg im heutigen Saarland, in der preußischen Garnisonsstadt Hamm als Ausländer registriert war, glaubte das Ehepaar Glosque/Zweigenbaum ihren Sohn mit einem zweiten Familiennamen vor dem Verdacht schützen zu müssen, ein Franzose zu sein, welche zu dieser Zeit in Hamm nicht den besten Ruf hatten. Die Broschüre mit dem Titel: „Französische Emigranten in Hamm 1792 – 1794“, wurde in den 1920er Jahren von dem Hammer Stadtarchivar geschrieben. Er schildert recht anschaulich wie es damals in dem Städtchen Hamm zuging, nachdem 2 asylsuchende Brüder des König Ludwig den XVI. dort für 2 Jahre vor Verfolgung sicher leben konnten. Die Prinzen trafen am 7. Dez. 1792 „mit glänzendem Gefolge, schweren Wagen u. einer großen Zahl von Dienern und Reiterknechten ….. in Hamm ein“. Diese Broschüre ist ein unverzichtbarer Teil zur Expertise, damit sich jede(r) Leser*in auch heute noch ein Bild über die Lage in Hamm und seine Bürger*innen machen kann!

Der Trick über Telefonbücher den Toten Punkt zu überwinden, war ein fruchtbarer Versuch!

1984 entschloss ich mich dann über Telefonbücher nach Glowsky-Namensträgern in der BRD einschließlich Westberlin zu suchen, um so evtl. die Ahnenforschung fortsetzen zu können. Also durchsuchte ich zuerst das Berliner Telefonbuch und fand auf Anhieb einen Manfred Glowsky. In seinem 1. Brief vom 12.04.1984 an mich, schrieb auch Manfred über diese uralte Familiengeschichte, wonach unsere Vorfahren Hugenotten waren u. aus dem Elsaß stammen sollten. Sein Großvater Georg war der 16 Jahre jüngere Bruder meines Urgroßvaters. Eine Woche vor seinem 28. Geburtstag heiratet er im Okt. 1888 in Berlin Weißensee. Von Manfred erfuhr ich noch, dass er in Duisburg einen Vetter namens Herbert Glowsky hat. Den habe ich umgehend in DU besucht, was mich aber in der Herkunfts- und Namenserforschung nicht weiter gebracht hat.

Die Erzählungen per Telefon und bei Besuchen vor Ort waren aber so interessant, dass sich zu meiner Ahnenforschung unbeabsichtigt auch noch die Familienforschung dazu gesellte!

Herbert Glowsky erzählte mir von seinem im August 1889 geborenen Vater Heinrich, dass der mit seinem Geburtsnamen urplötzlich unglücklich war. Als erwachsener Mann beantragte er eine Familiennamensänderung von Glowsky auf Junker, dem Geburtsnamen seiner Mutter. Warum ihm dies vom Amt nicht genehmigt wurde, ist mir nicht bekannt. Noch im Alter von über 80 Jahren hat mir Herbert persönlich erzählt, dass er großen Gefallen daran gehabt hätte, wenn seinem Vater Heinrich der Namenswechsel gelungen wäre, dann wäre er doch mit dem schönen Namen Junker geboren. Der Familienname Junker wurde selbst in standesamtlichen Urkunden statt Junker, auch mal Juncker geschrieben

Noch zwei weitere unglückliche Glowsky Namensträger! Bei dieser Gelegenheit möchte ich gerne noch zwei weitere Beispiele von Familienmitgliedern anführen, wie sie sich allmählich, bzw. urplötzlich mit ihrem Familiennamen unglücklich fühlten.

Im ersten Fall gab vermutlich die zukünftige Ehefrau, die am 22.11.1881 in Than im Elsaß geb. Cäcilia Becker, Anlass zu einem Namenswechsel. Ihr zukünftiger Gatte war der am 21.06.1880 in Selm geborene Anton Aloysius Glowsky, ein Vetter meines Großvaters. Aloysius hat nach Schilderungen meiner 95-jährigen noch lebenden Tante seinem Vetter Georg Glowsky (also ihrem Vater) erzählt, dass er glaube, mit dem Namen Glowsky nichts werden zu können. Mit seiner Hochzeit am 1.10.1907 hier im Nachbarort Recklinghausen Suderwich hat er den Geburtsnamen seiner Mutter Bönte angenommen. Geworden ist er Koksmeister auf der Zeche Victor 1-2 hier in Rauxel. Nur zwei Generationen weiter, also bei den Enkelinnen und einem Enkel des Anton Aloysius war diese Namenswechsel nicht mehr präsent.

Der zweite nennenswerte Fall spielte sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bei den Glowskys in Rheinland-Pfalz ab, als viele, so bezeichnete Russlanddeutsche, in die Bundesrepublik einwanderten. Selbst dieser Migrationsfall löste bei einigen Mitmenschen diese typische und beängstigende Fremdenfeindlichkeit aus, die selbst der damalige Grundschüler R. Glowsky zu spüren bekam. So wie mir sein Vater in den 1990er Jahren persönlich erzählt hat, kam sein Sohn eines Tages ziemlich aufgebracht von der Schule nach Hause und fragte seinen Vater: „Sind wir auch aus Russland?“ Da auch diese Familie stehts meine familienkundlichen Nachrichten erhalten hat, konnten die Eltern ihrem Sohn vermutlich eine ihn zufrieden stellende Antwort geben.

Mit der Hilfe von Computertechnologie, digitalisierten Telefonbüchern u. Genealogieplattformen zu mehr Kontakten und Erfolg.

Vor 30 Jahren war das Aufsuchen eines genealogischen Forschungszentrum der Mormonen noch lohnenswert, da bis zu diesem Zeitpunkt weltweit niemand über mehr Standesdaten verfügte, als diese Religionsgemeinschaft. Für eine Gebühr von 10 DM pro Film, konnte man sich fast jedes mikroverfilmte Kirchenbuch aus Salt Lake City bestellen und vor Ort in der Kirchengemeinde (für mich war das in Dortmund) nach seinen Ahnen durchforsten.

1997 revolutionierte ein Selfmademan mit seiner „D-Info 97“ (unverbindliche Preisempfehlung 49,95 DM) mit 38 Millionen aktuellen Telefonanschlüssen, die Suche nach Menschen und deren Adressen.

Mit der Website, „Die Ahnen der Glowskys“, gelang uns vor 20 Jahren der große Wurf. Nach recht kurzer Zeit online meldeten sich gleich drei mit uns verwandte Ahnenforscher und lieferten sogleich neue, gemeinsame Ahnen hinzu, wie zum Beispiel H. Schönewald aus der Eifel, der eine eigene Website betreibt. Oder Franz Baumeister aus Recklinghausen, der mir Daten u. Informationen über unsere gemeinsame Dülmener-Ahnenlinie Baumeister überließ. Nicht zuletzt war auch mein, ebenfalls bis dahin unbekannter Vetter III. Grades, Marcel Pauels aus Belgien, für meine weitere Glowsky-Familienforschung von größter Bedeutung!

Globale Ahnenforschung. Weltweit witterten nun Start-up-Unternehmen ihr großes Geschäft und lockten viele Forscher*innen an. Damit diese bereitwillig & munter ihre teils mühselig erarbeiteten Ahnendaten in die Firmendatenbanken einstellten, war die Benutzung dieser Websiten anfangs noch kostenfrei. Aber, sobald man ein gewisses Datenvolumen erreicht hatte, wurden Benutzungskosten erhoben. Ohne Zweifel hat diese neue, digitale Technik die Suche nach Ahnen & Verwandte selbstverständlich sehr erleichtert, enorm beschleunigt und nicht zuletzt wurde die Suche für manche Forschende sogar preiswerter, weil zum großen Teil das Briefeschreiben entfallen konnte und aufwendige Archivbesuche fast überflüssig wurden.

Mit dieser neuen Technik versuchte ich einen Neustart auf der Suche nach der Herkunft unserer Ahnin Anna Maria Zweigenbaum.

Recht schnell fand ich heraus, dass der Familienname Zweigenbaum zwar heute nicht mehr in Deutschland existiert, aber z. B. doch 45 mal in Israel, 18 x in den USA, 6 x in Frankreich und 1 x in Polen! Zweigenbaum ist im Ursprung jüdisch und die Namensgeber stammen meist aus Galizien und Umgebung, also aus der ehemaligen Doppelmonarchie Österreich/Ungarn, in der heutigen Ukraine. Wo unsere Ahnin Anna Maria Zweigenbaum geboren ist, bleibt bis dato leider noch im Dunkeln. Aber, jetzt fand ich sie online über das Erzbistum Paderborn als Taufzeugin (Gevatter: Maria Sophia Zweigenbaum, siehe Link, mittlerer Eintrag Nr. 9/22) bereits am 13.03.1803, als „Ehefrau des Soldaten Glosque“. Der abgeänderte Vorname tut nichts zur Sache!!!.

Dieser Fund hat mich sogleich angespornt weiter Rückwärts zu suchen mit dem Ergebnis, dass ich am 19.02.1801 den 1. Filius legitim der Eheleute Frideri Kloske („Militis“ = Militärangehöriger in Hamm) et Anna Maria Zweigenbaum fand. Leider verstirbt Johann Diederich Wilhelm nach nur 42 Tagen am 30. März 1801, mit nur noch 2 Vornamen Johannes Wilhelmus und zum aller ersten Mal zeigt der ganz neu aufgetauchte Familiennamen Klowský, wohin der Trend geht. Knapp 3 ½ J. später wird aus dem K für Klowský, ein G. für Glowský.

Darüber hinaus fand ich in dem Sterbebuch KB012-o2-S auf der Seite S_0007 zu unserer Ahnin „Zweichenbaum“ noch zusätzliche und ganz wichtige Informationen, die weit über die Sterbeurkunde von St. Agnes Hamm hinaus gehen.

In der Urkunde vom 28. Sept. 1809 wird bescheinigt: “Anna Maria Zweichenbaum Ehefrau des gewesenen Soldaten Friderich Klosken, alt 32 Jahre, lebte im Ehestande 9 ½ Jahre, zeugte mit ihrem Ehemann 2 Kinder, wovon noch ein Söhnchen namentlich Everhard Joseph Heinrich, alt 5 Jahre im Leben ist – starb den 28sten September – hinterläßt ihren Ehemann und das vorgenannte Söhnchen – – an der Wassersucht“. Folglich hat Anna Maria Zeichenbaum den „gewesenen Soldaten Friderich Klosken“ etwa im März 1800 und nicht 1803 geheiratet! Diese falsche Angabe machte das Geheime Preußische Staatsarchiv im Jahr 1933, als schon einige deutsche Bürger damit begannen im voraus eilenden Gehorsam, sich selbst und dem Nazi-Staat nachweisen zu wollen, echte Arier zu sein (klicke auf dem Link im nächsten Absatz).

Wegen diesem falschen Heiratsdatum gehen wir zurück ins Jahr 1994. Das Glück stand mir oft zur Seite, so auch bei dieser Begegnung!

Durch einen glücklichen Zufall entdeckte ich in Dortmund bei der Ahnenforscherin Wilma, geborene Otten (eine meiner vielen Cousinen III. Grades) bei ihr zu Hause auf dem Küchentisch ein Antwortschreiben des Geheimen Preußischen Staatsarchiv von 1933, an den Stadtschulrat Wilhelm Glowsky, mit der Auskunft, dass der Schuster Friedrich Glosque im „Zweibrückenschen“ geboren ist und sich 1796 hat anwerben lassen. Er habe 1803 geheiratet (keine Ortsangabe) und ein Sohn sei 1804 in Hamm geboren. Das Geburtsjahr 1744 ist falsch, da keine Armee der Welt im Jahr 1796 einen 52-Jährigen angeworben hätte. In den später gemachten Angaben des Dahlemer Archiv wurde sein Alter im Jahr 1803 mit 29 Jahre angegeben, wonach er ca. 1774 geb. sein müsste, was aber auch falsch ist, da 1774 in der Homburger Familie Glosque kein Friedrich geb. wurde. Vermutlich hat er sich bei der Anwerbung um 4 Jahre jünger gemacht um als angeblich 22-Jähriger mehr Chancen für eine Aufnahme in die Armee zu haben.

Auf gings in Richtung Westen, ins früher viel umkämpfte Grenzgebiet zu Frankreich:

Umgehend kontaktierte ich das Stadtarchiv in Zweibrücken, worauf mir ein Ahnenforscher aus 66497 Contwig umfangreiche Abschriften aus den Homburger Kirchenbüchern zuschickte. Der älteste Ahne dieser namensgebenden Linie hieß: Etienne Glosquen. Er war bereits verstorben, als sein Sohn Johann 1725 seine 1. Frau Anna Margaretha Dardenne heiratet, im damaligen Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Vor fast 300 Jahren schrieben die Pfarrer, nicht nur in Homburg, sondern überall gerade so, wie sie an diesem Tag die Namen verstanden hatten, denn es kam auch vor, dass der Name bei der Taufe anders geschrieben wurde als am Hochzeitstag, oder bei der Todesmeldung. Die anwesenden Angehörigen konnten zum Teil selbst nicht lesen, kontrollierten folglich auch nicht, was der Pfarrergerade da geschrieben hatte und unterschrieben, nachweislich in mindestens einer Urkunde sogar mit 3 Kreuzchen.

Alleine in Homburg fand die Zweibrücker Arbeitsgemeinschaft für Familienforschung vier Namensvarianten unserer namensgebenden Familie: Glosging, Glosquin, Glosking Klosking.

Und der Vollständigkeit halber hier noch weitere Namensvarianten aus Contwig in der Pfalz, wohin Homburger Familienmitglieder abgewandert sind: Heirat des Franciscus Glosquing 1793, die Geburt seines 1794 mit selbigen Vornamen geb. Sohnes F. Glosguing (denkbar ist auch, das ein forschender Vereinsgenealoge ein Q für ein G gehalten hat. Auch die Schreibweise einer weiteren Verwandten bei ihrer Taufe in Contwig: Elisabetha Glosgin ~ 5.11.1826, sagt viel über das Chaos in der kirchlichen Buchführung von damals aus.

Auf die absolut älteste, aufgefundenen Urkunden von 1725 unserer ursprünglichen Namenslinie folgt die 2. Eheschließung am 26.1.1728. Es wird beurkundet, dass der Witwer der verst. Anna Margaretha Dardenne nun die Johanna Rougeau ehelicht, Tochter des Johann Rougeau, königlicher Sergeant und der Christina Antoine.

Aus der Ehe des Bäckermeisters Johann Glosging u. seiner Frau Johanna Rougeau gehen 8 Kinder hervor. Das 5. Kind Johann Lorentz wird am 11.7.1738 geboren und am 13.7. getauft. Unser Ahne heiratet in 1. Ehe am 12.2.1765 die Catharina Ehrmantraut. Das einzige Kind wird keine 3 Monate alt, Mutter Catharina stirbt am 9.11.1767. Alles überschaubar dargestellt auf den Seiten 185 & 186 der Zweibrücker Arbeitsgemeinschaft für Familienforschung.

Nur 84 Tage nach dem Tod der Catharina Ehrmantraut findet am 1.2.1768 in Homburg eine Doppelhochzeit statt. Unser Ahne, der Tagelöhner Laurentius und sein Bruder Fridericus Glosking heiraten vermutlich zwei Schwestern mit dem Familiennamen Maurer.

Laurentius/Lorentz G. und seine Ehefrau Catharina Maurer haben 6 Kinder. Ihr 2tes Kind geboren am 21.6.1770 in Homburg, nennen sie Fridericus bzw. Friedrich. Er wird Schuster. Vermutlich gab es schon zu viele Schuster in Homburg, sodass man mit diesem Handwerk nicht mehr genug Geld verdienen konnte um davon eine Familie zu ernähren. Deshalb verlässt er 1796 seine Heimat, um in der fernen Grafschaft Mark, in der Puttkamer Companie, in der Garnisonsstadt Hamm, sein täglich Brot zu verdienen. Unser Ahne, der Musketier Friedrich Glousque, wurde dort als Ausländer geführt.

Das Soldatenleben in der alten preußischen Armee war wirklich nicht leicht. Verheiratete Soldaten mussten sich eine privaten Unterkunft anmieten, in der sie mit ihrer Frau und den evtl. schon vorhandenen Kindern lebten. Sie wurden dazu verpflichtet, noch ein oder zwei unverheiratete Soldaten aufnehmen. Die Ehefrau war für die Reinhaltung der Stube und für saubere Kleidung zuständig! Das Entgelt für ihre Arbeit mussten die Untermieter an sie bezahlen. So unglaublich und befremdlich wie diese Infos für uns heute auch klingen mögen, das lässt sich alles im Internet nachlesen. Da verwundert es mich nicht, dass beide Urururgroßeltern an der Armutskrankheit „Wassersucht“ verstarben.

Anna Maria Zweigenbaum verst. im Alter von 32 Jahren im Jahr 1809 und wird ins Sterbebuch mit 2 Namen eingetragen, wie folgt: Klosken^Glowsky. Drei Jahre später am 10. März 1812 stirbt auch ihr Ehemann, dokumentiert mit dem Namen Glosquen. Sein Sterbealter von 48 Jahren darf angezweifelt werden!

Somit wird der überlebende Sohn mit 5 Jahren Halb- und mit 7 ½ Jahren Vollwaise. Vermutlich kümmern sich seine 3 Taufpaten (allesamt Soldaten) um ihn, von denen er auch seine 3 Vornamen hat: Eberhard Joseph Henrich.

Joseph Glosque/Glowsky wird ebenfalls Soldat, Unteroffizier im 11ten Husaren Regiment in der Provinzialhauptstadt Münster, wo er die junge Frau Louise Durst kennen und lieben gelernt hat. Mit 37 Jahren wird er als Halbinvalideausgemustert und darf die Armee verlassen. Im Mai 1841, tritt er, in dem ca. 40 km südlicher gelegenen Dorf Selm, die Stelle als dritter Preußischer Polizeidiener an. Als Neubürger dort angekommen heiraten Joseph und Louise noch im selben Monat. Die Ära der unterschiedlichen und fehlerhaften Namensschreibungen ist noch lange nicht zu Ende: Im Jahre 1841 schrieb man Glosque oder Glowsky, von 1844-54 Glowsque, so auch in der Chronik des Amtes Bork von 1852. Auf der Lohnliste meines Ururgroßvaters, dem Chausseebauunternehmers Andreas Schönewald, ist vermerkt, das im Jahre 1856 ein Glowisky seinen Lohn für seine geleistete Arbeit erhalten hat. Im Taufbuch von St. Ludger in Selm, mit Datum vom 12.2.1870 findet man die Hebamme, unsere Selmer Urmutter, als Taufpatin Louise Glowsquy, wieder.

Napoleon Bonaparte führt 1806 in den 16 Kleinstaaten, die sich zum Rheinbund zusammengeschlossen hatten, Standesämter ein.

Diese Verwaltungsmodernisierung wurde im ganzen Deutschen Reich erst ab dem 1.1.1875 durch Reichskanzler Otto von Bismarck verfügt. Alle Bürger waren ab sofort verpflichtet die neu geschaffenen Standesämter aufzusuchen um jede Geburt, oder den Tod eines Angehörigen dort zu melden! Auch für Vermählungen war nun der Staat die 1. Anlaufstelle und nicht mehr die Kirchen. Auf den Ämtern wurde nun strickt nach einheitlichen Vorgaben gearbeitet, um unterschiedliche Namen für ein und die selbe Personen zu vermeiden. Aber da gab es noch den einmaligen oben genannten Ausreißer, Glowsqui, im Ahnenbrief meines Vaters. Auch in der Datensammlung der Mormonen fand ich noch einen kuriosen Schreibfehler wie folgt: Anna Glorosky, die 1851 geborenen Tochter des Selmer Polizeidieners Glowsky und der Hebamme Durst, die im Alter von 24 Jahren, am 28. Sept.1875 in Selm, den in Datteln gebürtigen Johannes Möcklinghoff heiratet. Mit dem Dattelner Holzhändler und späteren Mühlenbetreiber, hatte sie sechs Kinder und somit wurde ihre Mutter, die Selmer Hebamme Louise Durst, zur 43-fachen Großmutter.

Und wie ist es aktuell um unseren Familiennamen bestellt?

Natürlich wird unser Familienname auch heute hin und wieder noch mal falsch geschrieben. Häufig, wenn man es nicht rechtzeitig anspricht, schreiben die Menschen am Ende unseres Namens meist ein i, was wir aber durchaus tolerieren können, wenn dieser Schreibfehler nicht gerade von einem Notar hingelegt wird. Denn in deutschen Telefonbüchern findet man heute keine Glowski´s mehr, was vor ca. 15 Jahren noch 2 mal der Fall war (siehe nächsten Absatz). Um diesen kleinen Fehler erst gar nicht aufkommen zu lassen, sage ich manchmal scherzhafter Weise, bevor man mich überhaupt danach fragt, dass sich der polnische Hochadel immer mit Ypsilon schreibt. Das verstehen einige Leute sofort als Scherz, aber andere Menschen schauen dann etwas verstört!

Schnell noch mal eine Rückschau auf die CD-Rom, D-Info 97, die damals in China produziert wurde.

Weil man mit dieser CD-Rom in wenigen Sekunden 38 Mill. Telefonanschlüsse durchsuchen konnte, habe ich testweise mal unseren FN mit i am Ende eingegeben und habe dabei eine Frau Glowski in Haan gefunden. Telefonisch konnte schnell geklärt werden, dass eine Verwandtschaft definitiv ausgeschlossen werden kann, da die namensgebenden Personen der Frau alle aus Schlesien stammen. In Berlin entdeckte ich ebenfalls einen Glowski. In einem Brief erklärte ich ihm mein Anliegen, ohne eine Antwort zu erhalten. Es stellte sich aber heraus, das ein polnischer Bürger namens Piotr Glowski seine Berliner Wohnung an einen Deutschen untervermietet hatte und dieser Mieter klärte mich dann über diesen Sachverhalt auf.

In den USA hat sich unser Sohn 3 Telefon-CD-Rom gekauft und einen dort gefundenen Glovsky angeschrieben. In einem Brief teilte dieser Glovsky uns schon 1996 mit, dass er zwar in den USA geboren sei, aber Vater u. Mutter aus Russland bzw. der Ukraine stammen.

Selten wird unser Name auch mal mit f statt mit w geschrieben. Vielleicht alle 10 Jahre wiederkehrend finde, oder besser gesagt, fand ich bei uns selbst und auch bei unserer verst. Mutter, z.B. auf handgeschriebenen Rechnungen o.ä. den altbekannten Schreibfehler Gloski. Als wir die Wohnung unserer verstorbenen Mutter Liese-Lottes ausräumen mussten, fand ich unter dem aufgerollten Teppich, mit Filzstift geschrieben, den Namen Gloski. Der selbe Schreibfehler passierte, als eine vom Amt beauftragte (vermutlich überforderte) Person, das originale Kirchenbuch von Selm abschreiben musste. Diese Abschrift, über die Copulation des Paares Gloski/Durst 1841 in Selm, wird im Personenstandsarchiv in Detmold aufbewahrt und wurde mir bereits vor vielen Jahren von dem verstorbenen Selmer Ahnenforscher Jürgen Pötter zugespielt.

Bei einer weiteren Durchsuchung dieser D-Info 97, aber jetzt nach Gloski Namensträgern (ohne w), fand ich im Homburger Telefonbuch eine Frau Gloski und auch im Nachbarort 66822 Lebach ein Lehrerehepaar namens Gloski, wobei sich zu meiner Verwunderung ganz schnell herausstellte, dass der Mann u. alle seine namensgebenden Ahnen aus Homburg stammen, also der Stadt meiner/unserer Ahnen. Meine Frau Ulla und ich haben das Ehepaar bereits im Jahr 1996 einmal besucht wobei uns ein „Nachweis der arischen Abstammung“ von 1937 vorgelegt wurde in dem vermerkt war, dass der Vorfahre des Kurt Gloski, 1725 in Homburg geheiratet hat. Diese Kopie von 1937 liegt wie eine Trophäe in meinem Archiv und ich sollte eigentlich nach über 20 Jahren mal ernsthaft der Frage nachgehen, was an dieser Gloski Familiengeschichte wirklich dran ist. Der Lehrer Uwe Gloski hat uns in seinem Haus, in einem wirklich angenehmen u. lockerem Gespräch erzählt, dass sein Vater ihm davon berichtet hat, „dass ein polnischer Rittmeister Gloski, den zur Abdankung der polnischen Krone gezwungenen Stanislaus I. Leszczynski auf dessen Weg von Polen nach Lunéville in Lothringen begleitet haben soll“. Leszczynski hat aber zuerst Zuflucht in Zweibrücken gesucht und sich erst Jahre später in Lunéville niedergelassen, nachdem er es noch einmal vergeblich in Polen versucht hatte, König „seines Landes“ zu werden. Wie immer wurde diese Geschichte nur familienintern und mündlich weiter gegeben. Nach Leszczynskis Tod im Jahre 1766 in Lunéville, fiel Lothringen an Frankreich.

Das Lehrerehepaar Gloski hat dann aus eigenem Interesse Nachforschungen angestellt, worüber sie mich auch schriftlich informiert haben. Aber leider hatten sie keinen Erfolg und konnten die Lücken von 3 Generationen bis hin zur Hochzeit 1725 in Homburg nicht schließen.

Bekanntlich geriet Homburg von 1679 – 1697 und noch mal von 1705 – 1714 unter französischer Herrschaft. Im Auftrag des Sonnenkönigs Ludwig der XIV baute man nach Plänen des Marschalls Vauban den Homburger Schlossberg zur wehrhaften Festung aus. Von hier aus unternahm das französische Militär wiederholt Angriffe auf Städte und Dörfer in der Pfalz. Diese wechselhafte Vorherrschaft über die gesamte Region und der Stadt Homburg brachte ständig neue Bürger in die Städte und sorgte vermutlich für eine Verschmelzung von französisch und deutsch sprachigen Menschen. Wie es die von mir vorgelegten Kopien belegen können, befinden sich unter unseren Homburger Ahnen auch Familiennamen wie: Rougeau, Antoine und Metz.

Ich persönlich finde diese Entwicklung unseres Familiennamens von Glosque zu Glowsky absolut spannend. Meine Vor-Arbeit kann für unsere Nachkommen eine gute Steilvorlage für noch weitergehende und intensivere Nachforschungen sein. Es darf also gerne weiter geforscht werden. Spekulieren besser nicht!